Bericht - CSU läuft sich für Wahlkampf warm: Oetzinger und Höher nominiert

CSU läuft sich für Wahlkampf warm: Oetzinger und Höher nominiert

Ist denn schon wieder Landtagswahl? Nächstes Jahr. Weil die Zeit bekanntlich schnell vergeht, zeigt die CSU gleich mal, wer es für sie als Direktkandidat richten soll: Stephan Oetzinger. Das Ergebnis bei der Nominierung ist beeindruckend.

Da schaut er noch etwas skeptisch. Stephan Oetzinger (rechts) kurz vor seiner Nominierungsrede im Pfarrheim St. Marien in Rothenstadt, wo ihm auch Ehefrau Barbara den Rücken stärkte (Bild Gabi Schönberger).

(Friedrich Peterhans) Kurz nach 21 Uhr am Mittwoch reißt Stephan Oetzinger die Arme hoch und jubelt wie ein Torschütze beim Jugendfußball. Gerade hatte er in stehenden Ovationen gebadet und ein Traumergebnis eingefahren. 110 von 110 gültigen Stimmen, bei 2 ungültigen Stimmen, bestätigten ihn bei der Nominierungsversammlung der CSU-Kreisverbände Neustadt/WN und Weiden im Pfarrheim St. Marien in Rothenstadt als Landtags-Direktkandidaten des Stimmkreises Weiden für die Wahl im Herbst 2023. Eine Überraschung ist das für den einzigen Bewerber der Partei nicht, allerdings auch nicht der Hauch von Kritik.

Oetzingers Gesichtsausdruck passt in diesem Moment eigentlich nicht zur Siegerpose. Der Manteler ist sichtlich gerührt und fast verlegen ob des Vertrauens der Delegierten und des zuvor ausgeschütteten Lobes lokaler Parteigrößen. Der Landtagsabgeordnete ist kein Volkstribun. Eher gut sitzender Anzug statt Trachtenjanker, eher Konferenztisch als Bierbank. Trotzdem ist in den Tischreihen spürbar, dass der 38-Jährige ein Liebling der Basis ist. Die Gründe hatten seine Vorredner hervorgekehrt. „Unglaublicher Fleiß, hohe Intelligenz, schnell in Themen eingearbeitet“, attestierte ihm Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht. „Ein akribischer Arbeiter, hervorragend vernetzt in München und sehr oft draußen bei den Leuten“, legte Landrat Andreas Meier nach.

Ampel als Zielscheibe

Der so Gepriesene stimmte seine Parteifreunde rund 20 Minuten auf den Wahlkampf ein. Die Abteilung Attacke überließ er dabei weitgehend anderen, auch wenn der Rempler gegen die Berliner Ampel und ihre Energiepläne als Pflichtprogramm der Christsozialen ordnungsgemäß ausgeführt wurde. Eine Kopfnuss galt der FDP in Landtag und Stimmkreis: „Wenn ich höre, die Behördenverlagerungen nach Weiden und Vohenstrauß mit 40 und 300 Arbeitsplätzen bringen nicht viel, dann zeigt es, dass jemand keine Ahnung von Kommunal- und Strukturpolitik hat.“

Unter Strukturpolitik versteht Oetzinger auch sein Steckenpferd: Hochschulpolitik, Wissenschaft und Kunst. Der Staatsregierung und der CSU sei es zu verdanken, dass in Bayern jeder Studierwillige im Radius von 50 Kilometer eine Hochschule vorfinde. „Von unserer High-Tech-Agenda mit drei Milliarden Euro hat allein die OTH Amberg-Weiden mit 16 Professorenstellen profitiert.“ Wichtig sei, die Hochschulen mit der Gesellschaft, mit Betrieben vor Ort zu vernetzen, Start-Ups aus dem Hörsaal zu Gründern zu machen. Wirtschaft und Forschung Hand in Hand statt Elfenbeintürme – deswegen will Oetzinger in Sachen Denkwelt nicht locker lassen. „Was Luce-Stiftung und OTH hier vorhaben, ist ein kluger Ansatz.“ Doch nicht nur Wissenschaft sei ein Wohlstandsmotor.

„Kunst und Kultur sind längst mehr als ein weicher Standortfaktor.“ Max-Reger-Tage, Landestheater, Keramikmuseum lauteten dazu die Stichworte. Und über das Spielstätten-Förderprogramm des Freistaats hätten Amateurtheater die Chance, sich zu entfalten. Der Schöngeist kann aber auch Stammtisch. „Straßen sind Lebensadern. Wer den ÖPNV ausbauen will, der muss auch dafür sorgen, dass der ÖPNV auf Straßen fahren kann, die gleichwertige Lebensverhältnisse im Land ermöglichen.“ Dafür ist der Beifall noch ein paar Sekunden länger als für die Hochschulstrategie.

Die CSU kümmere sich eben um ländliche Räume. „Wir haben Kommunen Gewerbesteuerausfälle wegen der Pandemie ersetzt, gegen den Willen eines SPD-Finanzministers.“ Vielleicht gab es wegen solcher Sätze nach der Auszählung besonders heftige Umarmungen von Bürgermeistern im Saal.

Höher drückt Empathie-Knopf

Offenbar fühlte sich die Parteiseele im Saal von ihrem Kandidaten angenehm gestreichelt. Der CSU Großmeister in dieser Disziplin tat es Oetzinger gleich. Nur eine einzige Gegenstimme trübte die Ernennung Lothar Höhers zum Bezirkstagskandidaten. Der bedankte sich mit einer ordentlichen Portion Leutseligkeit und Humor bei den Vertretern der Ortsverbände. Das Credo seiner Rede: Der Kopfmensch Oetzinger und der Menschenfänger Höher seien ein Tandem, das miteinander viel erreiche.

Ein Beispiel sei der Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weiden mit 32 Betten. „Das sollte ursprünglich alles nach Regensburg.“ Empathie für Pflegende, für psychisch Kranke, für die Arbeit im HPZ: Mit solchen Einblicken in seine Bezirkstagsarbeit brachte Höher den Saal ebenfalls in rhythmischen Klatschmodus. Ein Zeichen für Selbstbewusstsein. Vielleicht macht sich die CSU in solchen Momenten aber auch Mut. Den braucht sie bei Umfragewerten von 42 Prozent für die Landtagswahl.

Lockerlassen gilt nicht, mahnte daher Landrat Meier, der mit der Berliner Koalition abrechnete: „Die Leute wollen nicht, dass Bayern so wird wie der Bund. Aber wenn’s rechnerisch irgendwie geht, kommt so ein unseliges Bündnis wie die Ampel auch gegen uns zustande und man jagt uns vom Hof.“

Quelle: Der Neue Tag