Bericht - Stephan Oetzinger holt Direktmandat für den Landtag
Oetzinger legt zu: CSU in Weiden mit (fast) „allem Grund zum Feiern“
Bayernweit nur knapp 37 Prozent – und die CSU jubelt trotzdem in Weiden. Weil sie im Stimmkreis wesentlich besser abschneidet und auch ihr Direktkandidat ordentlich zulegt. Dennoch gibt es auch besorgte Stimmen.
Zwei am Ziel: Stephan Oetzinger (rechts) umarmt seinen Wahlkampf-Manager Dominik Baschnagel (Bild: Gabi Schönberger).
37 Prozent für die CSU in Bayern können verdammt schlecht sein. 2018 kostete das Ergebnis dem Ministerpräsidenten den Job, Seehofer hieß er damals. Die knapp 37 Prozent vom Sonntagabend dagegen sind, naja, schon gut, irgendwie. Ziemlich gut. So empfinden es zumindest die Gäste im gut gefüllten Postkellersaal. Lachen und Lächeln, wohin man blickt. „Ich bin froh, dass wir stabil dastehen“, sagt Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht. „Wir haben einen Regierungsauftrag“, freut sich der Weidener Kreisvorsitzende und Listenkandidat Stephan Gollwitzer. „Ohne die CSU geht gar nichts!“ Und Bürgermeister Lothar Höher ruft gar in die Runde: „Wir haben heute Abend allen Grund zum Feiern.“
Gegen den Trend
Das liegt dann aber vor allem auch an den Zahlen für den Stimmkreis Weiden. Gegen den Trend haben die Christsozialen sogar zugelegt: 41,9 Prozent bei den Zweitstimmen (2018: 40,69), 41,4 für Stephan Oetzinger, der damit sein Premieren-Ergebnis von vor fünf Jahren um 1,6 Prozentpunkte verbessert und mit klarem Vorsprung vor AfD-Mann Roland Magerl (19,6) das Direktmandat verteidigt. Rupprecht: „Ein Spitzenergebnis.“ Die Gründe? Oetzinger schwärmt von einer „ausgezeichneten Teamarbeit für die Region“, die unter anderem den weiteren Ausbau der OTH und die Ansiedlung des Landesamtes für Finanzen ermöglicht habe – „ein ganz großer Wurf“. „Er ist ein emsiger, erfolgreicher Abgeordneter“, lobt Landrat Andreas Meier.
Beförderung für Oetzinger?
Nicht zuletzt legte der 39-jährige Manteler, wie Gollwitzer anmerkt, einen engagierten Wahlkampf hin, absolvierte mit Bezirkstags-Vize Lothar Höher rund 120 Termine. Unter starkem Beifall herzt er Dominik Baschnagel, seinen Wahlkampf-Manager. Blumen gibt es für Oetzingers Frau Barbara, die aktiv mithalf, ihren Mann in der Wahlwerbung als Familienmenschen zu präsentieren. Ob sie dafür künftig noch häufiger auf ihn verzichten muss? Manches Tischgespräch im Saal dreht sich um Aufstiegschancen des bestätigten Mandatsträgers in München. Der beteiligt sich lieber mal nicht daran: „Ich bin Vorsitzender des Arbeitskreises Hochschule auf Landesebene, diese Arbeit würde ich gerne fortsetzen“, gibt sich Oetzinger bescheiden. Wirklich keine weiteren Ambitionen? „Es ist zu früh, darüber zu diskutieren. Wichtig ist erstmal, möglichst viel für die Region zu erreichen.“
Es könnte also wieder mal ein richtig kuscheliger Wahlabend sein bei den „Schwarzen“. Wäre da nicht das AfD-Ergebnis, insbesondere auch im Wahlkreis, das aufrechten Demokraten eine gar nicht so wohlige Gänsehaut unters Sakko jagt. Gollwitzer zeigt sich entsetzt: 20,2 Prozent für die Rechtspopulisten – „besorgniserregend“. „Alarmierend, nicht akzeptabel“ nennt der Weidener CSUFraktionschef Benjamin Zeitler das. „Alle müssen daran arbeiten, dass das ein einmaliger Ausrutscher war.“
Rupprecht hofft ja auf die Bundestagswahl 2025: die Abwahl der „Ampel“ also und eine „vernünftige Gestaltungskraft aus der Mitte“. Zu verhindern gelte es ein „Zerfleddern“ des politischen Systems zu Lasten der Volksparteien. Höher beschwört schon mal den Kampfgeist der Parteifreunde. „Damit die CSU auch in Berlin wieder Verantwortung übernimmt.“ Und damit bayernweit 40 Prozent wieder in Reichweite kommen. 37 Prozent – auf Dauer könne das dann doch nicht der Anspruch der CSU sein, meint Oetzinger. „Wir wollen eine Volkspartei sein. Da muss mehr gehen.“ Warum diesmal nicht mehr ging? Sogar ein bisschen weniger noch als beim gefühlten Desaster 2018? „Die Umstände“, heißt es nicht nur einmal. Erstens, klar: AfD. Zweitens: Aiwanger. „Wenn die Geschichte mit den Freien Wählern nicht gewesen wäre, hätte die CSU zwei bis drei Prozent mehr“, glaubt Landrat Meier. Wie er die knapp 37 Prozent empfindet? Irgendwie gut oder ziemlich schlecht? „Unter den Voraussetzungen“, antwortet Meier, „war es ein erwartbares Ergebnis.“ Der Mann muss Politiker sein.
Quelle: Der Neue Tag